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Clinica Santa Croce


Die Clinica Santa Croce, auch Clinica St. Croce oder Clinica Dr. Spinedi, ist eine 1997 in Orselina, Tessin, von Dr. Dario Spinedi gegründete Klinik, in der bis heute Patienten mit Krebs und anderen schweren Krankheitsbildern homöopathisch behandelt werden. Die hohen Kosten für den Aufenthalt werden in aller Regel von gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen und sind deshalb sehr oft vom Patienten selbst zu tragen.

Einige Mitarbeiter der Clinica, wie der Klinikgründer Dario Spinedi oder die dort praktizierenden homöopathischen Ärzte Dr. Jens Wurster und Dr. Holger Malchow, erreichen auch hierzulande mit ihren Aussagen zur homöopathischen Behandlung von Krebserkrankungen über Bücher, Vorträge und Interviews ein breites Publikum. Dadurch steigt auch der Bekanntheitsgrad der Clinica Santa Croce.

Der folgende Artikel betrachtet und prüft eine Reihe von Aussagen, denen der Patient auf der Webseite der Clinica oder in Interviews und Vorträgen der dort tätigen Ärzte begegnet. Es wird dargestellt, ob die von der Clinica und ihren Mitarbeitern angeführten Studien zur Homöopathie tatsächlich den versprochenen Nutzen der Homöopathika für den Patienten belegen (siehe Kapitel 1) und inwieweit die getroffenen Aussagen zur Leitlinientherapie von Krebs mit der Datenlage übereinstimmen (siehe Kapitel 2). Um öffentliche Kritik und wie die Clinica auf diese Kritik reagiert, geht es im letzten Kapitel.

Im Ergebnis finden sich bei der Betrachtung der gesamten wissenschaftlichen Evidenz zur Homöopathie keine stichhaltigen Nachweise, dass Homöopathika bei irgendeiner Indikation Effekte über Placebo hinaus erwarten lassen. Das ergibt sich – anders als in den durch die Clinica und ihre Vertreter verbreiteten Aussagen – auch für die homöopathische Behandlung von Krebs.

Zur Begriffsklärung und zu weiterführenden Fragen zum Thema Homöopathie bei Krebs ⇒ siehe auch Hauptartikel Krebs

Werbefreie Informationen zur Behandlung von Krebs auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft findet der Patient beim Deutschen Krebsinformationsdienst oder der Deutschen Krebsgesellschaft. Der Deutsche Krebsinformationsdienst finanziert sich weitgehend mit öffentlichen Geldern, was seine Neutralität und Unabhängigkeit sicherstellt, weil auf diese Weise Interessenkonflikte bei der vermittelten Information vermieden werden können.[1] Auch die Deutsche Krebsgesellschaft macht ihre Finanzierung im Rahmen der Initiative Transparente Zivilgesellschaft öffentlich einsehbar.[2]


Einzelne Studien als Wirksamkeitsnachweise

Die Webseite der Klinik[3] wurde in der Vergangenheit mehrfach bearbeitet. Die folgenden Angaben beziehen sich auf den Stand im Februar/März 2019.

Verschiedene Formulierungen im Internetauftritt der Clinica St. Croce sind dazu geeignet zu suggerieren, die Homöopathie stelle eine ursächliche Behandlung von Krebs dar, welche die Chancen auf Genesung steigern könne. So hieß es beispielsweise bei der Vorstellung des Therapiekonzeptes, die homöopathische Behandlung stelle eine „Beseitigung möglicher Ursachen für die Krebserkrankung“ dar und ermögliche eine „wirkliche Heilung“.[4] Im Juni 2019 sind diese Aussagen auf der Webseite der Clinica verschwunden und es werden nur noch Visiten und Formalitäten in Zusammenhang mit dem Aufenthalt beschrieben.[5]

Auf einer eigenen Seite werden dem Patienten einzelne Studien als „Wissenschaftliche Nachweise über die Wirksamkeit der Homöopathie“ genannt.[6] Hierbei wird jedoch auf die jeweiligen Schwächen der genannten Studien ebenso wenig eingegangen wie auf die Tatsache, dass einzelne klinische Studien als statistische Messinstrumente immer die Gefahr eines falsch positiven Ergebnisses beinhalten und deshalb keinen eindeutigen Wirksamkeitsnachweis darstellen können. Wissenschaftliches Vorgehen bei der Beurteilung eines Verfahrens besteht nicht im Nennen einiger weniger, passend gewählter Arbeiten, sondern in der kritischen Gesamtsicht auf alle verfügbaren Daten:

  • Die naturwissenschaftliche Unplausibilität der zentralen Konzepte der Homöopathie[7][8]
  • Die Durchsicht der gesamten Studienlage, die eine sehr viel aussagekräftigere statistische Absicherung bietet als die Betrachtung einzelner Arbeiten. Bislang (Stand März 2019) existieren zehn Systematische Reviews zur Homöopathie, die eine solche Gesamtsichtung anstreben und aus denen sich im Einklang zur naturwissenschaftlichen Einschätzung keine belastbaren Argumente für eine Überlegenheit der Homöopathika gegenüber Placebo ergeben.[9]
  • Diese Einschätzung wird durch andere wissenschaftliche Auswertemethoden der Studienlage bestätigt.[10][11][B 1]
  • Reviews, die ausschließlich die Datenlage beim Thema Krebs betrachten, finden im Einklang mit diesen Ergebnissen der Untersuchungen zur Homöopathie insgesamt ebenfalls keine Hinweise auf eine Überlegenheit gegenüber Placebo.[12][13]

Diese wissenschaftliche Gesamteinschätzung wird auf der Webseite der Clinica St. Croce an keiner Stelle an den Patienten weitergegeben. Der Patient bekommt vielmehr durch die ausschließliche Nennung einiger ausgewählter positiver Ergebnisse („Rosinenpicken“)[14] einen sehr irreführenden Eindruck von der Evidenzlage zur Homöopathie.

Nur zwei dieser von der Clinica aufgezählten Studien betreffen überhaupt den Einsatz von Homöopathie bei Krebs. Aufgeführt werden darüber hinaus auch die ADHS-Studie von Heiner Frei,[B 2] die Sepsisstudie von Michael Frass[B 3] und die COPD-Studie von Michael Frass.[B 4] Einige der Angaben sind veraltet. So bezieht man sich auf die aus dem Jahr 2005 stammende Langzeitstudie zur Evaluation in der Komplementärmedizin (PEK) aus der Schweiz[15] für die Aussage:

„Vergleicht man die Kosten pro Patient, sparen wir gegenüber der Schulmedizin rund 60 Millionen Franken ein“, so ein Mitglied der Expertenkommission, die das Programm zur Evaluation in der Komplementärmedizin (PEK) von 1998 bis 2005 durchführte.[6]

Mittlerweile hat die Schweiz die Kostenerstattung der Homöopathie eingeführt[B 5] und verbucht anstelle der in Aussicht gestellten Einsparungen Mehrkosten in Höhe von 30 Millionen Franken.[16] Auch in Deutschland haben langfristige Vergleiche der von Kassenpatienten mit homöopathischen Selektivverträgen verursachten Kosten mit den Daten normal Versicherter wiederholt Zusatzbelastungen für die Krankenkassen durch die homöopathischen Verträge aufgezeigt.[17][18]

Studie von Rostock

Die erste der beiden von der Clinica angeführten Studien, die das Thema Krebs untersuchen, ist die Studie mit Krebspatienten von Matthias Rostock et al.[19] Die Clinica St. Croce schreibt hierzu:

Im Rahmen einer Studie in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Freiburg (D) wurde die Arbeit an der Clinica Santa Croce statistisch untermauert. In einer prospektiven Untersuchung an über 600 Tumorpatienten (260 homöopathisch und 380 konventionell behandelte Patienten) konnte gezeigt werden, dass die homöopathisch behandelten Patienten eine signifikante höhere Lebensqualität hatten.[6]

Einer der Studienautoren, Prof. Dr. Hans Helge Bartsch von der Universität Freiburg i. Br., hat dieser Darstellung in einem Interview im Rahmen des Fernsehmagazins FACT beim mdr deutlich widersprochen:

„Wir haben gemeinsam mit mehreren Wissenschaftlern unter anderem auch mit der Klinik Santa Croce in Locarno und Herrn Wurster eine Studie durchgeführt. Die Behauptung, dass es hier signifikante Unterschiede bezüglich der Lebensqualität gibt, ist in der Form unredlich.“[20]

Geplant war, die Studie im Matched Pair-Verfahren auszuwerten. Dabei werden aus den beiden unterschiedlich behandelten Patientengruppen „Zwillingspaare“ gebildet, bei denen sich die Partner zwar in ihrer Zugehörigkeit zur Behandlungsgruppe unterscheiden, sich aber in den Daten ihrer Erkrankung sowie allen sonstigen Parametern ihrer Lebensumstände möglichst ähnlich sind. In der Studie steht aber ganz deutlich, dass es nicht gelungen ist, unter den Patienten ausreichend viele vergleichbare Patientenzwillinge zu finden, um auf diese Weise die Datenbasis für eine aussagekräftige Studie zu schaffen:

120 Patienten der Homöopathie-Gruppe und 206 Patienten der Kontroll-Gruppe genügten unseren Eingangskriterien für die „Matched-Pair“-Zusammenstellung. Bedingt durch die großen Unterschiede in den beiden Patientengruppen war es jedoch nur möglich, elf Zwillingspaare zu bilden. Für eine Vergleichsstudie ist das zu wenig.[19][B 6]

Ganz ähnlich formulierte es bereits 2009 Lars Günther, ein anderer Co-Autor, im Rahmen seiner Dissertation.[21][B 7] Der Grund, dass man nicht genügend „Patientenzwillinge“ finden konnte, lag ihm zufolge darin, dass sich die Patientengruppen in mehreren studienrelevanten Faktoren grundlegend unterschieden. So waren die konventionell behandelten Patienten im Schnitt älter, hatten einen geringeren Bildungsabschluss und waren seltener beruflich selbstständig. Viele Patienten in der Homöopathiegruppe befanden sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung. Auch lag bei ihnen die Erstdiagnose deutlich länger zurück. Entsprechend hatte ein größerer Teil der homöopathisch behandelten Patientengruppe bereits eine Tumorbehandlung hinter sich. Dies bedeutete aber auch, dass ein größerer Teil der konventionell behandelten Patienten diese Therapien im Studienzeitraum erhielten: Weniger als ein Viertel der Patienten der Homöopathiegruppe, aber fast zwei Drittel der konventionell behandelten Teilnehmer erhielt während des Studienzeitraums Chemotherapie oder Strahlenbehandlung. Nur bei 6,6 % der konventionell behandelten Patienten lagen überhaupt keine medizinischen Behandlungen im betrachteten Zeitraum, in der homöopathisch behandelten Gruppe waren es 25,6 %.[19][B 8] Es ist unvermeidbar, dass alle diese Faktoren die Beurteilung ihrer Lebensqualität bei den Patienten mitbeeinflusst haben. Entsprechend steht auch klar in der Studie selbst, dass ein kausaler Zusammenhang mit der homöopathischen Behandlung nicht nachgewiesen werden konnte:

Es bräuchte wesentlich größere Teilnehmerzahlen, um geeignete Patienten-Zwillinge zu finden, und einen eindeutigen kausalen Zusammenhang zwischen diesen Effekten und der homöopathischen Behandlung zu zeigen.[B 9][19]

Der Hinweis auf die als besser empfundene Lebensqualität bei den Homöopathie-Patienten darf zudem nicht als Hinweis auf eine häufigere Genesung missverstanden werden: Die Fragebögen wurden auch deshalb nicht von allen Patienten zurückgeschickt, weil von den homöopathisch behandelten Patienten 23 % verstorben waren, in der konventionell behandelten Gruppe 20 %.[19]

Auf der Webseite der Clinica St. Croce findet sich kein Hinweis darauf, dass die Studie keinen kausalen Zusammenhang zwischen der angeführten Verbesserung der Lebensqualität und der homöopathischen Behandlung belegt.[6] Stattdessen betont man die Anerkennung der Studie von Rostock et al. durch den Forschungspreis der Hufelandgesellschaft[B 10] im Jahr 2012. Tatsächlich hat auch Andreas Michalsen, damals Vorstandsmitglied der Hufelandgesellschaft, in einem Interview mit dem Spiegel bestätigt, dass die Arbeit keinen Beleg einer Wirksamkeit liefert:

Auch Andreas Michalsen, der in Berlin am Immanuel Krankenhaus sowie an der Charité arbeitet und Vorstandsmitglied der Hufelandgesellschaft ist, stellt klar: „Die Studie liefert keinen Wirksamkeitsnachweis.“ Er erklärt, warum die Arbeit ausgezeichnet wurde. Die Jury hätte es begrüßt, dass sich jemand des umstrittenen Themas der Homöopathie in der Krebstherapie angenommen hätte. Jetzt wisse man unter anderem, wie viele Studienteilnehmer man bräuchte, um einen direkten Vergleich zu ermöglichen und wie verschieden die Patientengruppen sind.[22]


Studie von Michael Frass und Katharina Gaertner

Bei der zweiten Studie,[23] die die Clinica St. Croce auf ihrer Webseite als Wirksamkeitsnachweis bei Krebs aufführt, handelt es sich um eine statistische Neuauswertung einer retrospektiven[B 11] Beobachtungstudie zur Überlebenszeit von Krebspatienten an der Universitätsklinik in Wien.[24] Die Clinica St. Croce zitiert diese Neuauswertung als Beleg für die Steigerung der Überlebenszeit bei komplementärer homöopathischer Behandlung:

Eine Studie von 2016[23] zeigt, dass eine zusätzliche homöopathische Behandlung bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung zu einer statistisch signifikanten (p < 0.001) Verlängerung des Gesamtüberlebens führen kann.[6]

Wie schon bei der Studie von Rostock et al. ist diese Darstellung sehr irreführend. Ganz unabhängig von der Neubewertung der statistischen Ergebnisse weist die zugrunde liegende Studie aus dem Jahr 2014[24] mehrere methodische Schwächen auf,[25] die dazu führen, dass diese Schlussfolgerung auf der vorgestellten Datenbasis unzulässig ist:

Die Studie betrachtet die Überlebenszeit von Patienten mit insgesamt schlechter Prognose, die an der Wiener Universitätsklinik ab 2004 eine homöopathische Therapie entweder parallel zu einer leitlinienkonformen Behandlung oder anschließend an eine solche Behandlung in Anspruch nahmen. Auch wenn in der Arbeit wiederholt von einer „Kontrollgruppe“ gesprochen wird, so handelt es sich doch keineswegs um eine in allen Ausgangsparametern vergleichbare Gruppe von Patienten. Hierfür müsste die Überlebenszeit dieser Patienten mit der von Patienten verglichen werden, die zur selben Zeit dieselbe Behandlung erhielten, wobei ausschließlich das Homöopathikum verblindet und randomisiert durch Placebo zu ersetzen wäre. Stattdessen benutzt man als „Kontrollgruppe“ Überlebenswerte aus der Literatur, wobei die Daten für verschiedene Krebsarten aus ganz unterschiedlichen Veröffentlichungen und Ländern stammen. Zum Teil unterscheiden sich die verglichenen Patientengruppen deutlich. So liegt das Durchschnittsalter der Patienten in der Studie von Frass und Gaertner bei 62 Jahren, während in der zum Vergleich bei Pankreas-Adenokarzinom[B 12] herangezogenen Arbeit[26] überhaupt nur Patienten eingeschlossen wurden, die älter als 67 Jahre waren. Dadurch liegt das Durchschnittsalter dieser Gruppe mit 78 Jahren ganze 16 Jahre über dem der Patienten von Gaertner und Frass.

Zusätzlich wird die Aussagekraft der Studie durch die geringe Zahl der betrachteten Patienten geschmälert. Die Auswertung beruht auf den Daten von nur 54 Patienten, die nach der Krebsart, von der sie betroffen waren, weiter in Untergruppen aufgeteilt wurden. Die größte Gruppe lag bei 16 Teilnehmern, die kleinste bei drei.[24] Deswegen und wegen des Designs als retrospektive Beobachtungsstudie schreiben die Autoren in ihrer Schlussfolgerung am Ende der Studie selbst, dass aus den Ergebnissen nicht abgeleitet werden kann, dass die homöopathische Behandlung die Ursache der im Vergleich längeren Lebensdauern ist: In der Zusammenfassung („Abstract“) ziehen sie selbst eigentlich keinerlei Schlussfolgerungen aus ihren Daten, sondern bezeichnen die verlängerte Überlebenszeit als „interessant“ und weisen explizit darauf hin, dass ein Zusammenhang mit der homöopathischen Behandlung erst über klinische Studien mit echten Kontrollgruppen untersuchbar wäre:

Eine längere Überlebenszeit in dieser Stichprobe von Krebspatienten mit tödlicher Prognose und additiver homöopathischer Behandlung ist interessant. (…) Ein Zusammenhang zwischen homöopathischer Behandlung und Überlebenszeit erfordert prospektive Untersuchungen mit größeren Teilnehmerzahlen, vielleicht mit Matched-Pair-Kontrollanalysen oder randomisierten Studien.[B 13][24]

In der Re-Analyse von 2016[23] wurde die statistische Auswertung der ursprünglichen Veröffentlichung von 2014 überarbeitet, weil das dort verwendete Verfahren dazu neigte, die Überlebenszeit bei den homöopathisch behandelten Patienten systematisch zu überschätzen.[25] Andere methodische Schwächen wie die geringe Zahl homöopathisch behandelter Patienten, das retrospektive Design und vor allem das Fehlen einer echten, randomisierten und verblindeten Kontrollgruppe bleiben damit aber auch bei der Neuauswertung weiterhin bestehen. Obwohl auch diese Neuauswertung von Gleiss et al. bei den homöopathisch behandelten Patienten eine höhere Überlebenschance ergab, ist keineswegs belegt, dass die verabreichten Homöopathika die Ursache dafür waren. Die sehr knapp gehaltene Neuauswertung der Daten enthält zu den hier im Vergleich herangezogenen Patienten aus der MedUni in Wien praktisch keine Daten, so dass die Vergleichbarkeit der Patienten weitgehend undokumentiert bleibt. Auch die neue Arbeit ist deshalb kein aussagekräftiger Beleg für einen Effekt der Homöopathie auf die Überlebenszeit der Patienten.

Zu diesem Ergebnis kam die Ethikkommission der MedUni Wien, nachdem der Rektor Markus Müller sie zur Klärung aufgerufen hatte:

Als Frass in Medien den Standpunkt vertrat, dass Homöopathie bei Krebserkrankungen unterstützend wirke und er das mit Studien belegen könne, war Müller irritiert und verärgert. In einem Schreiben forderte er Frass auf, derartige Aussagen nicht mehr öffentlich zu tätigen, und informierte die Ethikkommission. Gemäß den Unterlagen der Kommission seien die Studien, die Frass in Medien zitierte, aufgrund ihrer Methodik und Fallzahl ungeeignet, um daraus einen wissenschaftlichen Beweis abzuleiten.[27]

Der Artikel nennt die Eskalation dieses Themas als einen der Gründe für das Ende der Homöopathievorlesungen von Michael Frass an der MedUni Wien im Jahr 2018.

Vergleich verschiedener Behauptungen mit der Datenlage

Von verschiedenen Ärzten der Clinica St. Croce finden sich in Interviews, Zeitschriften, Vorträgen und Büchern zum Teil sehr irreführende Aussagen sowohl über die Leitlinientherapie als auch über die Bedeutung einer homöopathischen Behandlung.

Dies soll beispielhaft anhand einiger Äußerungen des in der Clinica St. Croce als Oberarzt praktizierenden Dr. med. Jens Wurster näher betrachtet werden. Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) führte wiederholt Interviews mit Wurster zur homöopathischen Behandlung von Krebs.[28][29] Auch auf englischsprachigen Homöopathie-Plattformen finden sich Interviews mit Jens Wurster.[30] Auf dem LMHI Homeopathic World Congress Leipzig 2017 hielt Wurster einen Vortrag mit dem Titel 20 Jahre Erfahrung bei der Behandlung von fortgeschrittenen Tumorleiden in der Clinica St. Croce – Palliativbehandlung in der Homöopathie, in dem vor allem Fallbeschreibungen vorgestellt wurden.[31] Daneben veranstaltet er seit 2002/2003 Seminare[32] und trat auch in verschiedenen Homöopathieschulen[33][34] als Vortragender auf. Jens Wurster ist zudem Autor des mittlerweile in Neuauflage erschienenen Buches Die homöopathische Behandlung und Heilung von Krebs und metastasierten Tumoren.[35] Jens Wurster äußert sich in einigen dieser Quellen über die Leitlinientherapie in einer Art und Weise, die Patienten stark verunsichern kann. Einige dieser Behauptungen werden im Folgenden kritisch analysiert.

Gibt es allgemein Fortschritte in der Behandlung von Krebs?

In einem Interview Jens Wursters mit dem Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) im Jahre 2015 findet sich die Behauptung, die Leitlinientherapie halte an gängigen Verfahren fest, obwohl man damit keinerlei Fortschritte habe erzielen können:

Was halten Sie von den Fortschritten der konventionellen Onkologie in den letzten Jahren?

Wenn man ganz ehrlich ist, dann hat es in Wirklichkeit gar keine Fortschritte gegeben. Man hält immer noch an dem Schema der Chemotherapie und der Strahlentherapie fest, und das führt bei den meisten Tumorarten kaum zu einer gesteigerten Überlebensrate.[29]

Das Robert Koch Institut gibt jährlich die Broschüre zu den Krebsdaten in Deutschland heraus. Dort finden sich detaillierte Angaben, die dieser Darstellung klar widersprechen.

So schreibt das Robert Koch Institut in der Broschüre von 2009/10:

Im Vergleich zu den Überlebensaussichten von Patienten der 1980er Jahre aus dem Saarland (50 % bis 53 % für Frauen und 38 % bis 40 % für Männer) hat sich die Prognose für Krebspatientinnen und -patienten in Deutschland insgesamt erheblich verbessert. Aktuell wurden mit der Periodenmethode, die nur die aktuellsten Überlebensdaten nutzt, für Patienten, die 2009 und 2010 erkrankten, relative 5-Jahres-Überlebensraten von 61 % für Männer und 67 % für Frauen geschätzt. Damit haben sich die Überlebensraten beider Geschlechter insgesamt angenähert.[36]

Die Überlebenschancen haben sich für Patienten über die Jahrzehnte hinweg also sehr wohl verbessert. Zudem nutzt die leitliniengerechte Krebsbehandlung keineswegs nur Chemotherapie und Strahlentherapie. Neben operativen Eingriffen kennt die Onkologie heute weitere erfolgreiche Methoden. Dazu zählen Immuntherapien,[37] die Schutzmechanismen der Tumorzellen ausschalten. Zielgerichtete Krebstherapien[38] greifen direkt in das Zellwachstum der Krebszellen ein. In der personalisierten Krebsmedizin[39] wird die Therapie genau dem Patienten und seiner Situation entsprechend gewählt. Onkologie lediglich auf Chemo- und Strahlentherapie zu reduzieren, ist also allein von daher ein verzerrendes Bild.


Tritt man gerade bei häufigen Krebsarten auf der Stelle?

Eine sehr ähnliche Behauptung wie oben findet sich auch eingeschränkt auf die Behandlung bestimmter Krebsarten, ebenfalls auf der Webseite des DZVhÄ:

Bei Darm-, Lungen-, Magen-, Prostata- und Brustkrebs hat sich die effektive Überlebensrate in den letzten Jahren kaum verändert.[29]

Das Robert Koch Institut zitiert in diesem Zusammenhang die Ergebnisse der fünften EUROCARE-Studie, die zu ganz anderen Ergebnissen kommt:

Die Überlebensaussichten nach einer Krebsdiagnose haben sich in Europa über die letzten Jahre insgesamt verbessert. Das zeigt die fünfte Auflage der EUROCARE-Studie, für die Krebsregisterdaten aus 29 europäischen Ländern über den Diagnosezeitraum 2000 bis 2007 ausgewertet und mit früheren Ergebnissen verglichen wurden. Vor allem bei Prostata- und Enddarmkrebs sowie Non-Hodgkin-Lymphomen sind die Überlebensraten deutlich angestiegen. Dennoch existierten zwischen den Ländern weiterhin Unterschiede. Nach wie vor (…) gehört Deutschland innerhalb Europas zu den Ländern mit den höchsten Überlebensraten…[40]

Detailliert findet man die aktuellen Werte direkt in der EUROCARE-Studie[41] graphisch dargestellt auf Seite 8. Dort zeigt sich auch, dass die Überlebensraten für verschiedene Krebsarten stark unterschiedlich sind, was das Robert Koch Institut bereits 2009/10 beschreibt:

Die relativen 5-Jahres-Überlebensraten von Krebspatienten reichen von sehr günstigen Raten über 90 % beispielsweise für das maligne Melanom der Haut, den Hodenkrebs und mittlerweile auch den Prostatakrebs, bis hin zu Überlebensraten unterhalb von 20 %, wie beim Lungenkrebs und Speiseröhrenkrebs. Bei bösartigen Tumoren der Bauchspeicheldrüse und beim Mesotheliom liegen die relativen 5-Jahres-Überlebensraten unter 10 % (…).[36]

Hier wird auch verständlich, dass bei manchen Krebsarten mit bereits heute guten Überlebensraten (beim Brustkrebs etwa über 80 %) allein wegen der heutigen Behandlungserfolge nur geringe Verbesserungen dieser Quote möglich sind. Die Überlebensraten nach Leitlinientherapie treten also weder auf der Stelle, noch sind sie in irgendeiner Weise eine Rechtfertigung, ein Placeboverfahren als Alternative dazu zu sehen.

Verweigern Onkologen die Chemotherapie bei sich selbst?

Eine Äußerung, die leicht dazu führen kann, Patienten von einer notwendigen Chemotherapie abzuhalten, findet sich auch bei Ärzten der Clinica:[35] Onkologen würden eine Chemotherapie zwar ihren Patienten empfehlen, aber nicht bei sich oder ihren Familien anwenden:

Es ist interessant, dass 80 % der Onkologen die Therapie, die sie ihren Patienten empfehlen, bei sich und ihrer Familie nicht anwenden würden (siehe die entsprechende Münchner Studie: 8 von 10 Ärzten lehnen für sich und ihre Familienangehörigen eine Chemotherapie ab: Quelle EHK 2006; 55:84-89)[35]

Diese knappe Darstellung lässt die Aussage aber weitreichender und aktueller wirken, als die genannte Quelle es hergibt. Zudem verschweigt sie neuere Ergebnisse zur selben Frage. Tatsächlich zitiert Peter Rothdach in der Zeitschrift Erfahrungsheilkunde („EHK 2006; 55:84-89“)[42] lediglich eine 1986 erfolgte Umfrage und stellt keineswegs eine eigene „Münchner Studie“ zur Frage dar. Bei Erscheinen von Peter Rothdachs Artikel war die Umfrage also bereits 20 Jahre alt. Beim Erscheinungstermin der Neuauflage des Buches von Jens Wurster, aus dem obiges Zitat stammt, waren es schon fast 30 Jahre.

Bereits diese ursprüngliche Umfrage aus den 1980ern[43] stützt diese Aussage nicht in dieser Allgemeinheit: Sie bezog sich ausschließlich auf die Behandlung von Lungenkarzinomen mit dem Wirkstoff Cisplatin und nicht allgemein auf alle verschiedenen Krebsarten oder auf alle zur Verfügung stehenden Zytostatika.[B 14] Genau der Eindruck der Verallgemeinerung entsteht aber bei der Formulierung aus dem homöopathischen Buch von 2015.

Vor allem erfährt der Patient im Buch aber nicht, dass die Ergebnisse von damals innerhalb weniger Jahre überholt waren: Bereits 1991[44] und 1997[45] durchgeführte neuere Umfragen zeichnen ein ganz anderes Bild.

Die Umfrage von Lind et al. aus dem Jahr 1991 betraf verschiedene Krebsarten und Stadien der Krankheit. Im Ergebnis zeigte sich erwartungsgemäß eine höhere Zustimmung der teilnehmenden Ärzte zur Chemotherapie bei denjenigen Szenarien, in denen die Chemotherapie gute Erfolge erzielt und deshalb zur Leitlinientherapie zählt; beim Hodgkin-Lymphom antworteten sogar 98 %, dass sie sich einer Chemotherapie unterziehen würden, die restlichen 2 % waren sich unsicher; kein Studienteilnehmer antwortete, sich der Chemotherapie definitiv zu verweigern. Smith et al. wiederholten 1997 in ihrer Umfrage praktisch die alte Untersuchung aus den 1980ern, indem sie konkret die Frage stellten.

Sie sind ein 60-jähriger Onkologe mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs, einer Lebermetastase und Knochenmetastasen. Ihr Performance Status[B 15] ist 1. Würden Sie sich einer Chemotherapie unterziehen? [B 16][45]

Von den antwortenden Onkologen und Hämatologen sagten in dieser Umfrage 64,5 %, dass sie sich für eine Chemotherapie entscheiden würden. Die Autoren schreiben:

In der Studie von MacKillop gaben nur 17 % der Onkologen an, eine Chemotherapie bei schmerzhaften Knochenmetastasen zu nehmen, und weitere 17 % gaben an, dass sie sich neben der Strahlentherapie der Wirbelsäule auch einer Chemotherapie unterziehen würden, insgesamt 34 %. Unsere Ergebnisse zeigen, dass 64,5 % jetzt eine Chemotherapie nehmen würden, was fast eine Verdoppelung von 34 % auf 64,5 % darstellt, wenn man diejenigen betrachtet, die jetzt bereit sind, eine Chemotherapie plus Strahlentherapie zu erhalten, und sogar eine Vervierfachung von 17 % auf 64,5 % für diejenigen, die eine Chemotherapie allein durchführen würden.[B 17][45]

Die Aussage, dass vier von fünf Onkologen eine Chemotherapie bei sich ablehnen würden, war also in dieser Allgemeinheit nie durch Studien abgesichert und selbst bei der einen Indikation der ursprünglichen Umfrage hatte sich das Bild innerhalb weniger Jahre deutlich gewandelt. Die Behauptung ruht also auf einer gezielt ausgewählten und überinterpretierten alten Arbeit, während neuere anders lautende Ergebnisse unerwähnt bleiben. Sie muss deshalb als sehr irreführend eingestuft werden.

Ist die Homöopathie hochwirksam gegen Krebs?

Neben diesen Darstellungen finden sich bei Ärzten der Clinica eine ganze Reihe weiterer Aussagen, die durch wissenschaftliche Untersuchungen überhaupt nicht gestützt werden oder die der Datenlage sogar widersprechen.

Beispielsweise schreibt Jens Wurster in einem Interview 2004 der Homöopathie eine starke, das eigentliche Krebsgeschehen gezielt angreifende Wirksamkeit zu:

Die Homöopathie hat eine unglaubliche Kraft, auf Tumore einzuwirken und diese manchmal auch zurückzubilden. Mit der Homöopathie sind sogar in Einzelfällen Heilungen bereits metastasierter Tumore möglich …[28]

Tatsächlich lautet der durch umfangreiche Daten gestützte[9][11][10][8][46][47] Konsens, dass keine stichhaltigen Belege für die Annahme vorliegen, Homöopathika wären etwas anderes als Placebos. Zu dieser Einschätzung kommen auch Reviews, die ausschließlich die Datenlage beim Thema Krebs betrachten.[12][13] Es gibt nicht eine einzige randomisierte und doppelt verblindete klinische Studie zu kausalen Einflüssen homöopathischer Hochpotenzen auf das Tumorgeschehen an Patienten, in der deutliche Vorteile gegenüber Placebo aufgetreten sind.[48] Deswegen wird von Seiten der Ärzte der Clinica nie die wissenschaftliche Einschätzung der Gesamtstudienlage angeführt, obwohl genau diese als stichhaltigste Grundlage zu betrachten wäre. Man bezieht sich vielmehr auf immer dieselben, wenig aussagekräftigen Einzelstudien,[19][23] mitunter auf zum Teil unveröffentlichte in-vitro-Arbeiten[B 18] und immer wieder einzelne Fallbeispiele aus der Clinica St. Croce.[49] In diesen Schilderungen wird allerdings oft deutlich, dass die Homöopathie parallel zu einer leitlinienkonformen Therapie angewendet wurde und es somit keinen Grund gibt, die Besserungen allein der Homöopathie zuzuschreiben.


Ist Homöopathie eine Behandlungsform, die Krebs verhindert?

In einem Interview mit einem Arzt der Clinica aus dem Jahr 2015 findet sich die Aussage, dass homöopathisch behandelte Kinder als Erwachsene ein verringertes Risiko hätten, an Krebs zu erkranken:

Wenn wir schon früh anfangen würden, unsere Kinder gut homöopathisch zu behandeln und auch chronische Krankheiten gut zu behandeln, dann hätten wir die beste Krebsprävention.[29]

Derartige Aussagen wären nur auf der Basis sehr großer epidemiologischer Studien[B 19] möglich. Für eine zuverlässige Aussage müssen solche Studien je nach Fragestellung die Daten einiger zehn- oder hunderttausend Patienten betrachten, mitunter sogar mehr.[50]

Dass Homöopathika eine effiziente Krebsprophylaxe seien, wird durch keinerlei solcher Studien gestützt. In den medizinischen Datenbanken wie PubMed[B 20] sind auch keine großen epidemiologischen Studien, die diese Frage untersuchen würden, gelistet – weder mit Kindern noch anderen Bevölkerungsgruppen, so dass derartige Aussagen überhaupt nicht wissenschaftlich fundiert sein können – und dies selbst dann nicht, wenn man sämtliche Belege für den Placebocharakter der Homöopathika außer Acht lassen wollte. Im Text auf der Webseite des DZVhÄ wird entsprechend auch keine Quelle für diese Behauptung genannt. Dass die Behauptung damit jedweder wissenschaftlicher Grundlage entbehrt, geht jedoch an keiner Stelle hervor.


Haben Ärzte der Clinica in ihren Veröffentlichungen medizinische Erkenntnisse vorweggenommen und die Wirksamkeit der Homöopathika wiederholt belegt?

In seinem Buch[35] schreibt Jens Wurster, er habe die Erkenntnisse, für die 2008 der Nobelpreis verliehen wurde, bereits in eigenen Forschungen 1999 vorweggenommen:

Meine Forschungen über Papillomaviren und meine Hypothesen, die ich 1999 über den molekulargenetischen Zusammenhang zwischen Papilllomaviren und Krebsgeschehen sowie die Reaktivierung von Tumorsupressorgenen mit Hilfe der Homöopathie aufstellte, haben sich inzwischen alle bestätigt. Im Jahr 2008 wurde dafür sogar der Nobelpreis vergeben.[35]

Eine Suche auf PubMed findet keine Veröffentlichung von Jens Wurster zwischen 1999 und 2008 zu diesem Thema;[51] auch im Buch ist keine Quelle angegeben. Auf seiner eigenen Webseite nennt Wurster diese Tätigkeit zwar in seinem Lebenslauf,[32] allerdings ebenfalls keine Veröffentlichung[52] oder Studie[53] hierzu. Insofern ist nirgends öffentlich einsehbar dokumentiert, ob derartige Hypothesen vor 2008 existiert haben, welche Hypothesen dies gewesen sein sollen und auf der Basis welcher Studien sie aufgestellt wurden. Der Nobelpreis 2008 ging anteilig an Harald zur Hausen für seine Entdeckung der Beteiligung von Viren an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs, die letztlich zur Einführung der HPV-Impfung führte.[54] Die Veröffentlichungen von Harald zur Hausen haben nichts mit der Homöopathie allgemein oder irgendeiner von Jens Wurster je veröffentlichen Studie zu tun. Das ist allein daran ersichtlich, dass Harald zur Hausen bereits ab der zweiten Hälfte der 1970er und in den 1980ern in mehreren Veröffentlichungen die Anwesenheit bestimmter Papillomaviren bei Gebärmutterhalskrebs dokumentierte,[55] also fast zwei Jahrzehnte bevor Jens Wurster seine Hypothesen entwickelt haben will.

Im Lebenslauf weist Wurster auch auf neuere Forschungen zu diesem Thema hin:

Seit 2010 Untersuchung der Wirksamkeit homöopathischer Hochpotenzen auf Tumorzelllinien in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Berghäuser[32]

Auch in Vorträgen[56] berichtet er über diese Arbeiten oder schreibt über seine Zusammenarbeit mit „Professor Berghäuser“ in Fachartikeln:

Seit 5 Jahren untersuche ich mit Prof. Berghäuser aus Saalfeld die Wirkung homöopathischer Hochpotenzen auf Tumorzelllinien, und auch wir können reproduzierbar deutliche tumorhemmende Wirkungen nachweisen. [49]

In Saalfeld gibt es jedoch gar keinen Professor Berghäuser. Gemeint ist vermutlich (eine Literaturangabe findet sich im Artikel[49] nicht) der lange am Institut für Pathologie tätige Facharzt für Pathologie Dr. med. Karl-Heinz Berghäuser,[57] der in der Vergangenheit an einigen Veröffentlichungen von in-vitro-Studien an Tumorzellen beteiligt war, aber keinen Professortitel besitzt. Eine Suche auf PubMed[58] liefert allerdings auch hier keine einzige Veröffentlichung gemeinsam mit Jens Wurster oder überhaupt zum Thema Homöopathie. Ohne Veröffentlichung ist nicht einmal belegt, dass entsprechende Versuche jemals stattgefunden haben. Es ist wissenschaftlich ein Unding, sich auf unveröffentlichte und somit nicht auf wissenschaftlich prüfbare oder extern reproduzierbare Experimente zu beziehen.[B 21]

Kritik an der Clinica nach dem Tod einer Patientin

Seit einer kompletten Überarbeitung spricht die Webseite der Klinik heute (Stand März 2019) davon, dass die homöopathische Betreuung der Patienten begleitend zur konventionellen Behandlung erfolge.[3][B 22]

Der Anlass war heftige Kritik am vorherigen Internetauftritt: Die Clinica St. Croce geriet in die Schlagzeilen, als eine Patientin nach ihrem Aufenthalt eine zuvor eigentlich vorgesehene leitlinienkonforme Therapie ablehnte und schließlich verstarb, obwohl sie unter der geplanten Strahlentherapie eine gute Prognose hatte.[59][60] Kritisiert wurde vor allem, dass die Klinik auf ihrer Webseite mit einem Video unberechtigte Hoffnungen auf Heilung der Krebserkrankung durch ausschließlich homöopathische Behandlung bei Patienten förderte. In dem Video berichteten eine Patientin und Dr. Holger Malchow, ein an der Klinik tätiger homöopathischer Arzt, die Remission sei gänzlich ohne zusätzliche medizinische Behandlung erfolgt.[59]

Die Neue Zürcher Zeitung zitierte deutliche Vorwürfe von onkologischer Seite gegen die Werbung der Clinica:

Zudem behauptet Spinedi, dass zwischen der Klinik und den Onkologen im Tessin ein «Klima des Vertrauens und der Zusammenarbeit» herrsche. Dem widerspricht jedoch Franco Cavalli vehement. Der wissenschaftliche Direktor des Onkologischen Instituts der Italienischen Schweiz und frühere SP-Nationalrat hält fest, es werde höchste Zeit, dass die Tessiner Behörden die Eigenwerbung dieser Klinik überprüften. «Würde ich auf der Homepage unseres Instituts etwas Falsches aussagen, dann würde ich mich strafbar machen. Dies sollte auch für die Privatklinik Santa Croce gelten.»[61]

Dr. Dario Spinedi, Leiter und Gründer der Clinica, kündigte daraufhin an, man würde das Video von der Webseite der Clinica entfernen, um zu vermeiden, dass bei Patienten der Eindruck entsteht, der geschilderte Fall sei typisch.[61] Tatsächlich findet sich das Video nicht mehr auf der neu gestalteten Webseite (Stand Mai 2019).[3] Auf dem YouTube-Kanal, auf dem auch Spinedis Seminare angekündigt werden, konnte das Video allerdings weiterhin (letzter Abruf: April 2019) eingesehen werden.[62] Anfang 2020 war das Video endlich auch dort verschwunden. Dr. Malchow berichtete im Video explizit von einer ausschließlich homöopathisch erfolgten Therapie:

Das ist ein Beispiel dafür, wie man mit einer alleinigen homöopathischen Behandlung Krebs behandeln und auch heilen kann.[62]

Die Patientin behauptete:

Das hätte ich garantiert mit einer Chemotherapie nicht hingekriegt.[62]

Obwohl Spinedi nach externer Kritik gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung betonte, das Video sei niemals als repräsentatives Beispiel gemeint gewesen, spricht der an der Clinica Santa Croce praktizierende Dr. Malchow in einem bis heute abrufbaren Interview (letzter Aufruf: Juni 2019) mit dem Homöopathischen Bereitschaftsdienst sehr wohl verallgemeinernd sogar von einer „guten Chance“, einen Tumor allein homöopathisch und ohne darüber hinausgehende Behandlung zu heilen.[63][B 23]

Während der überarbeitete Internetauftritt der Clinica im Jahr 2019 nur noch von „komplementärer“ Behandlung spricht, finden sich auf anderen Webseiten, die die Klinik vorstellen, Hinweise, dass in der Clinica St. Croce die homöopathische Behandlung keineswegs bei allen Patienten nur begleitend zu medizinischen Maßnahmen erfolgt.[64][65]

Im Zuge der Vorwürfe an die Clinica betonte Spinedi im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung:

Es herrsche bezüglich der medizinischen Mittel Wahlfreiheit: «Wir haben noch nie einen Patienten gedrängt, auf eine Chemotherapie oder eine andere klassisch-medizinische Behandlung zu verzichten»[61]

Spinedi klärt in diesem Zusammenhang nicht, was er genau darunter verstehen würde, einen Patienten zu etwas „zu drängen“. In einer Mitschrift eines seiner Seminare finden sich genau hierzu Nachfragen aus dem Teilnehmerkreis.[66] Auf S. 128 des Dokumentes stellt jemand die Frage, ob Spinedi einer Patientin mit Brustkrebs zu Operation oder Chemotherapie raten würde. Spinedi weicht zunächst aus, indem er darauf verweist, dies sei die Entscheidung des Patienten. Erst auf erneutes Nachfragen antwortet er klar, dass er, würde ein Patient wirklich seine Meinung wissen wollen, dazu raten würde, den Tumor „stehen zu lassen“. Er bestätigt diese Einschätzung sowohl für metastasierte Tumoren, die seiner Aussage nach durch die Operation sogar verschlimmert würden, als auch für Tumore im Frühstadium, die kurativ[B 24] zu operieren sind. Er antwortet hier, dass er diese schließlich auch homöopathisch kurativ behandeln könne. Auch bei Melanomen lautet seine Antwort „nie operieren – nur homöopathisch“.

Spinedi hält bis heute derartige Fortbildungsveranstaltungen zum Thema, zum Beispiel im März 2019, die der DZVhÄ mit 30 Fortbildungspunkten bewertet.[67]



Quellen- und Literaturangaben
  1. Deutscher Krebsinformationsdienst: Förderung: Wie wird der Krebsinformationsdienst finanziert? (Link, aufgerufen am 30. März 2019)
  2. Deutsche Krebsgesellschaft - Transparenz (Link, aufgerufen am 30. März 2019)
  3. 3,0 3,1 3,2 Webseite der Clinica St. Croce (Link, aufgerufen am 21. März 2019)
  4. Linkarchiv: Inhalt der Webseite der Clinica St. Croce „Das homöopathische Therapiekonzept“ bis zum Frühjahr 2019 (Link, aufgerufen am 16. Juni 2019)
  5. Webseite der Clinica St. Croce: „Das homöopathische Therapiekonzept“ im Juni 2019 (Link, aufgerufen am 16. Juni 2019)
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 Webseite der Clinica St. Croce: Wissenschaftliche Nachweise über die Wirksamkeit der Homöopathie (Link, aufgerufen am 21. März 2019)
  7. David Robert Grimes: „Proposed mechanisms for homeopathy are physically impossible“, Focus on Alternative and Complementary Therapies 17.3 (2012): 149-155. (Link zum Abstract, aufgerufen am 21. März 2019)
  8. 8,0 8,1 Webseite des British National Health Service: Stellungnahme zur Homöopathie auf der Basis 2010 erstellten House of Commons Science and Technology Committee report on homeopathy (Link, aufgerufen am 21. März 2019). Originalzitat: „The review also said that the principles on which homeopathy is based are "scientifically implausible". “
  9. 9,0 9,1 Stellungnahme der EASAC (European Academies Scientific Advisory Council) zur Homöopathie von 2017 (PDF, aufgerufen am 19. März 2019)
  10. 10,0 10,1 Reisman, Samuel, Mostafa Balboul, Tashzna Jones: „P-curve accurately rejects evidence for homeopathic ultramolecular dilutions“, PeerJ 7 (2019): e6318. (Link zum Volltext, aufgerufen am 21. März 2019)
  11. 11,0 11,1 Prochaska, Nicole: „p-hacked homeopathy?“, Masterarbeit an der Universität Wien (PDF, aufgerufen am 21. März 2019)
  12. 12,0 12,1 Ahmet Unlu, Kirca Onder, Mustafa Ozdogan: „Homeopathy and cancer“, Journal of Oncological Sciences 3.2 (2017): 77-80 (Link, aufgerufen am 10. März 2019)
  13. 13,0 13,1 Edzard Ernst: „Homeopathy for cancer?“, Curr Oncol. 2007 Aug; 14(4): 128–130 (2007) (Link, aufgerufen am 10. März 2019)
  14. Erläuterung des „Cherry Picking“-Fehlschlusses auf der Webseite Logically Fallacious (Link, aufgerufen am 30. März 2019)
  15. Melchart, D., Mitscherlich, F., Amiet, M., Eichenberger, R., & Koch, P.: „Programm Evaluation Komplementärmedizin (PEK). Schlussbericht. Bern: BAG. (2005).“
  16. Helena Schmid: „Die Globuli-Illusion“, Bericht in der Online-Ausgabe der schweizer Zeitung Blick (Link, aufgerufen am 21. März 2019)
  17. Julia K. Ostermann, Thomas Reinhold, Claudia M. Witt: „Can additional homeopathic treatment save costs? A retrospective cost-analysis based on 44500 insured persons“, PloS one 10.7 (2015): e0134657 (PDF, aufgerufen am 8. April 2019)
  18. Julia K. Ostermann, Claudia M. Witt, Thomas Reinhold: „A retrospective cost-analysis of additional homeopathic treatment in Germany: Long-term economic outcomes“, PloS one 12.9 (2017): e0182897 (Link, aufgerufen am 8. April 2019)
  19. 19,0 19,1 19,2 19,3 19,4 19,5 M. Rostock, J. Naumann, C. Guethlin, L. Guenther, H. H. Bartsch, H. Walach: „Classical homeopathy in the treatment of cancer patients - a prospective observational study of two independent cohorts“, BMC Cancer201111:19 (Link, aufgerufen am 21. März 2019), doi:10.1186/1471-2407-11-19
  20. Manuskript des Beitrages „Homöopathie bei Krebs unwirksam“ der Fernsehsendung „FACT“ beim mdr (PDF, aufgerufen am 21. März 2019)
  21. Günther, Lars Wolfgang Maria: „Homöopathie vs. konventionelle Behandlung von Tumorpatienten - eine Querschnittsanalyse zweier onkologischer Patientengruppen mit integrierter Matched-Pairs-Bildung“, Dissertation an der Universität Freiburg i. Br. (Link, aufgerufen am 21. März 2019)
  22. Nina Weber: „Verwirrung um Forschungspreis: Wie Homöopathie plötzlich Krebskranken hilft“, Spiegel online, Juli 2012 (Link, aufgerufen am 21. März 2019)
  23. 23,0 23,1 23,2 23,3 Andreas Gleiss, Michael Frass, Katharina Gaertner: „Re-analysis of survival data of cancer patients utilizing additive homeopathy“, Complement Ther Med. 2016 Aug;27:65-7. Epub 2016 Jun 7 (Link zum Abstract, aufgerufen am 21. März 2019), doi:10.1016/j.ctim.2016.06.001.
  24. 24,0 24,1 24,2 24,3 Katharina Gaertner, Michael Müllner, Helmut Friehs, Ernst Schuster, Christine Marosia, Ilse Muchitsch, Michael Frass, Alan David Kaye: „Additive homeopathy in cancer patients: Retrospective survival data from a homeopathic outpatient unit at the Medical University of Vienna“, Complementary therapies in medicine 22.2 (2014): 320-332. (Link, aufgerufen am 21. März 2019)
  25. 25,0 25,1 Norbert Aust: „Prolonged lifetime by adjunct homeopathy in cancer patients—a case of immortal time bias“, Complementary therapies in medicine 24 (2016): 80, doi:10.1016/j.ctim.2015.12.011
  26. Boyd CA, Benarroch-Gampel J, Sheffield KM, Han Y, Kuo YF, Taylor RS: „The effect of depression on stage at diagnosis, treatment, and survival in pancreatic adenocarcinoma“, Surgery 2012; 152(3):403-413. (Link zum Volltext, aufgerufen am 21. März 2019), doi:10.1016/j.surg.2012.06.010
  27. Marie-Theres Egyed: „Warum das Wahlfach Homöopathie an der Med-Uni gestrichen wurde“, Online-Ausgabe von DER STANDARD am 27. November 2018 (Link, aufgerufen am 21. März 2019)
  28. 28,0 28,1 Abdruck eines im November 2004 vom DZVhÄ geführten Interviews mit Jens Wurster zum Thema „Die optimale Kombination von Schulmedizin und Homöopathie ist zur Behandlung von Krebs wichtig“ auf der Webseite des Heilpraktikers Thomas Mickler (Link, aufgerufen am 2. März 2019)
  29. 29,0 29,1 29,2 29,3 Webseite des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ): Interview mit Jens Wurster aus dem Jahr 2015 „… so können wir doch helfen, die Nebenwirkungen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.“ (Link, aufgerufen am 2. März 2019)
  30. Interview mit Jens Wurster auf Hpathy.com, nach eigener Darstellung einer führenden Informationsquelle zur Homöopathie (Originalzitat im Impressum: „world’s leading Homeopathy Resource“) (Link, aufgerufen am 2. März 2019)
  31. Abstractenband des LMHI Homeopathic World Congress Leipzig 2017 (PDF, aufgerufen am 21. März 2019)
  32. 32,0 32,1 32,2 Webseite von Jens Wurster: Lebenslauf (Link, aufgerufen am 2. März 2019)
  33. Mitschnitt eines Vortrags von Jens Wurster mit dem Titel „Die homöopathische Behandlung von Krebs- und Tumorerkrankungen“, 6. Juni 2014 auf einem Patienteninformationsabend der Akademie der Klassischen Homöopathie (Link zu YouTube, aufgerufen am 2. März 2019)
  34. Webseite von Jens Wurster: Hinweise auf Seminarveranstaltungen u. a. bei der SHI Homöopathie Schule AG und der Akademie für Homöopathie in Gauting (Link, aufgerufen am 2. März 2019)
  35. 35,0 35,1 35,2 35,3 35,4 Jens Wurster: „Die homöopathische Behandlung und Heilung von Krebs und metastasierten Tumoren“, Books on Demand, 2015, ISBN: 978-3738631319
  36. 36,0 36,1 Robert Koch-Institut (Hrsg) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg): „Krebs in Deutschland 2009/2010. 9. Ausgabe. Berlin, 2013“, S. 21, ISBN: 978-3-89606-221-5 (PDF, aufgerufen am 9. März 2019)
  37. Onko-Internetportal der Deutschen Krebsgesellschaft: Informationen zur Immunonkologie (Link, aufgerufen am 2. April 2019)
  38. Onko-Internetportal der Deutschen Krebsgesellschaft: Informationen zu zielgerichteten Tumortherapien (Link, aufgerufen am 2. April 2019)
  39. Onko-Internetportal der Deutschen Krebsgesellschaft: Informationen zur personalisierten Krebsmedizin (Link, aufgerufen am 2. April 2019)
  40. „Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland“, Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut, 2016, S. 143, ISBN: 978-3-89606-279-6, doi:DOI 10.17886/rkipubl-2016-014 (PDF, aufgerufen am 9. März 2019)
  41. Roberta De Angelis et al.: „Cancer survival in Europe 1999–2007 by country and age: results of EUROCARE-5—a population-based study (EUROCARE)“, The lancet oncology 15.1 (2014): 23-34 (PDF, aufgerufen am 9. März 2019)
  42. Rothdach, Peter: „Chemotherapie fortgeschrittener Karzinome“, Erfahrungsheilkunde 55.02 (2006): 84-89 (Link, aufgerufen am 9. März 2019)
  43. W. J. Mackillop, B. O'Sullivan, G. K. Ward: „Non-small-cell lung cancer: How oncologists want to be treated“, Int J Radiat Oncol Biol Phys 13:929-934, 1987.
  44. S. E. Lind et al.: „Oncologists vary in their willingness to undertake anti-cancer therapies“, British journal of cancer 64.2 (1991):391 (PDF, aufgerufen am 9. März 2019)
  45. 45,0 45,1 45,2 Thomas J. Smith, and Christopher E. Desch: „Would oncologists want chemotherapy if they had non-small-cell lung cancer?“, Oncology 12.3 (1998): 360-365 (Link, aufgerufen am 9. März 2019)
  46. Antonelli M, Donelli D: „Reinterpreting homeopathy in the light of placebo-effects to manage patients who seek homeopathic care: A systematic Review“, Health Soc Care Community (2018) (Link zum Abstract, aufgerufen am 22. November 2018), doi:10.1111/hsc.12681
  47. National Health and Medical Research Council. 2015. NHMRC Statement on Homeopathy, Canberra: NHMRC; 2015 (Link, das Dokument ist das oberste in der Liste, aufgerufen am 27. November 2018)
  48. Moshe Frenkel: „Alternative Therapies in Health and Medicine“, Aliso Viejo Bd. 16, Ausg. 3, (May/Jun 2010): 12-6. (Link, aufgerufen am 10. März 2019). Originalzitat:„…specific antitumor effects have not been shown in any controlled clinical research to date“
  49. 49,0 49,1 49,2 Jens Wurster: „Zusatznutzen der Homöopathie in der Onkologie“, Dtsch Z Onkol 2018; 50:85–91 (Link, aufgerufen am 10. März 2019), doi:10.1055/a-0582-4635
  50. Beispiel einer epidemiologischen Untersuchung: Brenner, Hermann; Schrotz-King, Petra; Holleczek, Bernd; Katalinic, Alexander; Hoffmeister, Michael: „Rückgang der Inzidenz und Mortalität von Darmkrebs in Deutschland - Analyse zeitlicher Trends in den ersten 10 Jahren nach Einführung der Vorsorgekoloskopie“, Dtsch Arztebl Int 2016; 113(7): 101-6; (Link, aufgerufen am 10. März 2019), doi:10.3238/arztebl.2016.0101
  51. Suche in der medizinischen Datenbang PubMed nach „Wurster J“ als Autor (Link, aufgerufen am 10. März 2019)
  52. Liste der Veröffentlichungen auf der Webseite von Dr. Wurster (Link, aufgerufen am 10. August 2019)
  53. Liste der Studien auf der Webseite von Dr. Wurster (Link, aufgerufen am 10. März 2019)
  54. Deutsches Krebsforschungszentrum: Nobelpreis für Medizin 2008 geht an Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Harald zur Hausen (Link, aufgerufen am 10. März 2019)
  55. Boshart, Michael, Lutz Gissman, Hans Ikenberg, Andreas Kleinheinz, Wolfram Scheurlen, and Harald zur Hausen: „A New Type of Papillomavirus DNA, Its Presence in Genital Cancer Biopsies and in Cell Lines Derived from Cervical Cancer“, The EMBO Journal 3 (1984): 1151–1157 (PDF, aufgerufen am 11. März 2019)
  56. Webseite der Österreichische Gesellschaft für Homöopathische Medizin (ÖGHM): Kursinformation „Der Zusatznutzen der Homöopathie und Naturheilkunde in der Onkologie“ von Jens Wurster, gehalten am 20./21. April 2018 (Link, aufgerufen am 2. März 2019)
  57. H. J. Woitowitz, K. Rödelsperger, W. Römer, A. Schulz, K. H. Berghäuser, R. H. Bödeker,: „Krebserzeugende Wirkung von Mineralfasern“, Spiegel. Forschung., 3, 34-37 (1994) (PDF, aufgerufen am 21. März 2019)
  58. Suche nach „Berghäuser KH“ in der medizinischen Datenbank PubMed (Link, aufgerufen am 21. März 2019)
  59. 59,0 59,1 Helena Schmid: „Schwere Vorwürfe gegen Schweizer Homöopathie-Klinik - Alina B. (†33) setzte im Kampf gegen Krebs auf «Chügeli»“, Blick vom 30. März 2018, Onlineausgabe (Link, aufgerufen am 12. März 2019)
  60. Manuskript des Beitrages „Homöopathie bei Krebs unwirksam“ der Fernsehsendung „FACT“ beim mdr (Link zum Webarchiv, aufgerufen am 10. August 2019)
  61. 61,0 61,1 61,2 Simon Hehli: „Homöopathie-Klinik krebst zurück“, Neue Zürcher Zeitung vom 24. Mai 2017, Onlineausgabe (Link, aufgerufen am 11. März 2019)
  62. 62,0 62,1 62,2 Video „Interview Patient non hodgkin EN“ auf dem YouTube-Kanal „Clinica Santa Croce - Homöopathische Klinik - Homeopathic Clinic“ (Link zum Webarchiv, aufgerufen am 10. Februar 2020)
  63. Webseite Homöopathischer Bereitschaftsdienst: Interview mit Herrn Dr. Holger Malchow von der Clinica Santa Croce, Orselina (Link, aufgerufen am 11. März 2019)
  64. „Homöopathie bei Krebs und metastasierten Tumoren“, Artikel auf der Webseite „Krebsheilpfad“ (Link, aufgerufen am 17. Januar 2019). Originalzitat: „Dort werden Patienten mit chronischen Erkrankungen, sowohl rein homöopathisch als auch in Begleitung zu einer schulmedizinischen Therapie behandelt.“ (Hervorhebung durch Homöopedia)
  65. Vorstellung der Clinica St. Croce bei Ticino Health (Link, aufgerufen am 17. Januar 2019). Originalzitat: „Die Clinica Santa Croce ist zur Zeit die einzige Klinik in Europa, die Patienten mit Krebs und anderen schweren chronischen Krankheiten rein homöopathisch oder in Begleitung zu einer schulmedizinischen Therapie homöopathisch behandelt.“ (Hervorhebung durch Homöopedia)
  66. Helmut Retzek: „Septemberwoche Locarne 2000-09-11“, Seminarmitschrift; Seminar Dr. Spinedi , Locarno 2000, rtf-Datei, letztmalig geändert am 16. September 2000, 13:25 Link (Link zur Download-Datei, aufgerufen am 13. März 2019)
  67. Seminarankündigung auf der Webseite des DZVhÄ (Link, aufgerufen am 13. März 2019)


Anmerkungen und Originalzitate
  1. Originalzitat der Zusammenfassung der Arbeit von Nicole Prochaska: „Studien, die statistisch signifikante Ergebnisse berichten, werden wahrscheinlicher publiziert, während Ergebnisse, mit welchen die Nullhypothese beibehalten wird, unpubliziert bleiben. Dieses Problem ist als Publication Bias bekannt. Da der Erfolg von Wissenschaftlern oft anhand der Anzahl ihrer Publikationen gemessen wird, werden Strategien angewandt, die die Wahrscheinlichkeit auf die Publikation einer Studie maximieren. Solche Strategien sind unter dem Begriff „Questionable Research Practices“ (QRPs) zusammengefasst und reichen von harmlosem Verhalten bis hin zu Betrug. Sowohl Publication Bias als auch QRPs bedrohen die Validität von empirischer Wissenschaft im Allgemeinen und von Meta-Analysen im Speziellen. Die beiden rezent entwickelten Methoden p-Curve und p-Uniform wollen mit diesen Problemen umgehen, indem sie nur statistisch signifikante p-Werte einbeziehen. In dieser Studie wurden beide Methoden auf reale Daten angewendet. Randomisierte, Placebo-kontrollierte klinische Studien mit individualisierter homöopathischer Behandlung wurden sowohl mittels p-Curve und p-Uniform als auch konventioneller Meta-Analyse untersucht. Die konventionelle Meta-Analyse ergab einen kleinen Effekt zugunsten der Homöopathie, während kein Effekt mit p-Wert basierten Methoden gefunden wurde. Kein Publication Bias wurde entdeckt, jedoch scheinen QRPs die Ergebnisse der konventionellen Meta-Analyse zu verzerren. Auf der Journalzugehörigkeit basierende Subsetanalysen zeigten verzerrende Charakteristiken von Studien, die in homöopathienahen Journals publiziert wurden. Bei der konventionellen Meta-Analyse führten diese zu einer signifikanten Überschätzung der Effektstärke. Anhand dieser Ergebnisse können zwei Schlussfolgerungen gezogen werden. Einerseits erbrachten p-Wert basierte Methoden miteinander konsistente Ergebnisse und sind eine relevante Alternative zu konventionellen Meta-Analysen. Andererseits gibt es keine Hinweise, dass individualisierte homöopathische Behandlungen einen über den Placeboeffekt hinausgehenden Effekt haben. Beobachtete Symptomreduktionen oder gesteigertes Wohlbefinden sind höchstwahrscheinlich dem Placeboeffekt geschuldet.“ Link
  2. ADHS = Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung
  3. Sepsis = Blutvergiftung
  4. COPD = „chronic obstructive pulmonary disease“, eine chronische Erkrankung der Lunge
  5. Die Kostenübernahme für Leistungen verschiedener nicht evidenzbasierter Verfahren, darunter die Homöopathie, erfolgte 2012 zunächst provisorisch. Seit 2017 sind die Verfahren Teil der Grundversorgung.
  6. Originalzitat: „120 patients of HG and 206 patients of CG met our criteria for matched-pairs selection. Due to large differences between the two patient populations, however, only 11 matched pairs could be formed. This is not sufficient for a comparative study.“
  7. Originalzitat aus der Dissertation von L. Günther: „Aufgrund dieser großen Unterschiede zwischen den Gruppen sind weitere Vergleiche z.  B. über den Krankheitsverlauf zwischen den Gruppen sehr erschwert. Natürlich dürfen innerhalb einer Gruppe zwischen den weiteren Beobachtungszeitpunkten der Studie Vergleiche gezogen werden, um z. B. zu beurteilen, ob die HG (oder die KG) im Laufe der Behandlung geringere Depressionswerte aufweist oder ob sich eine Verbesserung der Lebensqualitäts-Daten ergibt. Eine vergleichende Beurteilung zwischen den beiden Therapiegruppen anhand der geringen Anzahl ausgewählter Matched-Pairs ist jedoch aufgrund der hier dargestellten Punkte nur schwer möglich…“
  8. Originalzitat Patientenunterschiede in der Arbeit von Rostock et al.: „Patients in the two groups differed in several sociodemographic and disease variables. Homeopathy patients were younger (54 vs. 60 years), had a much higher level of post-16 education (post secondary school/A-level, 54 % vs. 25 %), and were more likely to be white collar workers or in self-employed jobs (workers, employees 48 % vs. 75 %). (...) Patients from the HG were more likely to have a more severe diagnosis or progressed tumour stage (stage I-III only 30 % vs. 43 % in CG). Homeopathy patients also had a longer elapsed time since their first diagnosis (10 months vs. 3 months), and were more likely to have already had some previous cancer treatment (50 % chemotherapy vs. 33 %). (...) As expected, a larger proportion of patients under conventional treatment received chemotherapy or radiation during the 1 year observation period [20,5 % vs. 64,2 % in CG]. (...). Only a few patients, 6,6 %, in the CG, did not receive any conventional treatment, whereas 25,6 % in the HG had no such treatment.“
  9. Originalzitat aus der Arbeit von Rostock et al.: „It would take considerably larger samples to find matched pairs suitable for comparison in order to establish a definite causal relation between these effects and homeopathic treatment.“
  10. Die Hufelandgesellschaft bezeichnet sich als „Dachverband der Ärztegesellschaften für Naturheilkunde und Komplementärmedizin“. In der Hufelandgesellschaft haben sich die wichtigsten Vereinigungen von Ärzten aus dem CAM-Umfeld explizit zum Zweck der politischen Einflussnahme zusammengeschlossen.
  11. Retrospektive Beobachtungsstudie = Die Behandlung der Patienten liegt bei Studienbeginn bereits in der Vergangenheit; es werden nur die Ergebnisse ausgewertet.
  12. Pankreas-Adenokarzinom = Ein Krebs der Bauchspeicheldrüse
  13. Originalzitat aus dem Abstract der Studie von Gaertner/Frass von 2014:„Extended survival time in this sample of cancer patients with fatal prognosis but additive homeopathic treatment is interesting. (…) The relationship between homeopathic treatment and survival time requires prospective investigation in larger samples possibly using matched-pair control analysis or randomized trials.“
  14. Zytostatika sind Stoffe, die die Vermehrung von Zellen behindern oder die Zellen sogar vernichten können und deshalb im Rahmen von Chemotherapien zum Einsatz kommen. Genaue Informationen findet man auf der Webseite kinderkrebsinfo.de Link (aufgerufen am 22. März 2019)
  15. Der „Performance Status“ von Krebspatienten ist ein Maß für ihre aktuellen körperlichen Beschwerden und ihre Leistungsfähigkeit. Eine der beiden Skalen, nach denen dieser Status erfasst wird, ist der ECOG-Index (benannt nach der Eastern Cooperative Oncology Group), der sich in der Literatur auch als Zubrod-Index findet. Status 0 entspricht einer normalen Aktivität; ein Patient mit Status 1 ist in seiner körperlichen Leistungsfähigkeit eingeschränkt, ist aber mobil und kann oft ambulant versorgt werden. Der Index ist auf der Patientenseite des Fachjournals JAMA erklärt. (Link, aufgerufen am 9. März 2019)
  16. Originalzitat aus der Umfrage von Smith: „You are a 60-year-old oncologist with non-small-cell lung cancer, one liver metastasis, and bone metastases. Your performance status is 1. Would you take chemotherapy?“
  17. Originalzitat Ergebnis von Smith: „In the MacKillop et al study, only 17 % of medical oncologists said that they would take chemotherapy for painful bone metastases and another 17 % said that they would undergo radiotherapy to the spine, in addition to chemotherapy, for a total of 34 %. Our results show that 64.5 % would now take chemotherapy, indicating nearly a doubling from 34 % to 64.5 % of those now willing to have chemotherapy plus radiotherapy and a quadrupling from 17 % to 64.5 % of those who would take chemotherapy alone.“
  18. in-vitro = an Zellkulturen außerhalb des lebenden Organismus durchgeführte Laboruntersuchung
  19. Epidemiologie untersucht Verteilung und Häufigkeit von Krankheiten in der Bevölkerung. Epidemiologische Studien sind Beobachtungsstudien, die die Forschungsfragen unter realen Umwelt- und Lebensbedingungen untersuchen - also nicht mit ausgewählten, gegen Kontrollgruppen randomisierten und verblindeten Teilnehmergruppen. Link (aufgerufen am 10. März 2019
  20. PubMed ist „die weltweit größte und wichtigste medizinische bibliographische Datenbank“. Über sie sind kostenfrei über 23 Millionen Literaturstellen dokumentiert und auffindbar. Quelle: Universität Heidelberg Link
  21. Dieses Grundprinzip wissenschaftlichen Arbeitens hat Richard Feynman in seinem Buch Cargo Cult Science auf den Punkt gebracht: „In summary, the idea is to try to give all of the information to help others to judge the value of your contribution; not just the information that leads to judgment in one particular direction or another.“Link (aufgerufen am 10. März 2019)
  22. Originalzitat von der Webseite der Klinik: „An der Clinica Dr. Spinedi werden Patienten klassisch homöopathisch in Begleitung zu einer schulmedizinischen Therapie behandelt.“
  23. Originalzitat Dr. Malchow gegenüber dem Homöopathischen Bereitschaftsdienst: „Wie sind die Heilungschancen ohne schulmedizinische Unterstützung?
    Wenn ein Patient kommt mit einem Tumor und keine schulmedizinische Behandlung wünscht, dann nehmen wir das an, gehen Schritt für Schritt vor, machen die regelmäßigen schulmedizinischen Kontrollen und entscheiden dann, ob der Weg so weiter gehen kann.
    Es besteht eine gute Chance, dass man einen Tumor so heilen kann.“
  24. kurativ bedeutet, dass die Behandlung das Ziel hat, alle Tumorzellen zu beseitigen und damit den Krebs dauerhaft zu heilen. Der Begriff steht im Gegensatz zur neoadjuvanten Behandlung, die eine Neben- oder Hilfsbehandlung darstellt, die eine danach erfolgende Haupttherapie vorbereitet, sowie zur palliativen Behandlung, die nicht mehr auf eine Heilung zielt, sondern allein auf eine Erleichterung der Symptome und anderer Folgen der Erkrankung.Link (aufgerufen am 10. Juni 2019)