Homöopedia Informationen zur Homöopathie |
Hufelandgesellschaft
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Version vom 3. Februar 2019, 00:31 Uhr
Es gibt eine Vielzahl von Vereinen, Verbänden, Stiftungen und anderen Organisationen, die Homöopathie und andere komplementäre Verfahren (CAM, Complementary and alternative medicine)[1] vertreten. Sie zielen in der Regel auf die Interessenvertretung in politischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und/oder berufsorganisatorischer Hinsicht.
Diese Institutionen lassen sich in folgende, in einzelnen Artikeln behandelte, Kategorien einteilen:
- Stiftungen zur Förderung der Homöopathie
- Berufsverbände von homöopathisch tätigen Ärzten und Heilpraktikern
- Vereine und vereinsähnliche Organisationen zur Einbindung von Laien und Patienten sowie zur Öffentlichkeitsarbeit
- Hersteller von Homöopathika und deren Dachorganisationen
Dieser Artikel wirft einen Blick auf die Hufelandgesellschaft, in der sich die wichtigsten Vereinigungen von Ärzten aus dem CAM-Umfeld zusammengeschlossen haben. Eine weitere ärztliche Dachorganisation ist die Ärztegesellschaft für Erfahrungsheilkunde, die nach eigenen Aussagen aber nur 5.000 Mitglieder ihrer angeschlossenen Verbände vertritt.[2][3]
Die Hufelandgesellschaft bezeichnet sich als „Dachverband der Ärztegesellschaften für Naturheilkunde und Komplementärmedizin“[4] und versammelt unter ihrem Dach bzw. in ihrem Netzwerk befreundeter Organisationen, Firmen und Personen die wesentlichen Akteure des CAM-Komplexes. Sie beruft sich dabei auf Christoph Wilhelm Hufeland (1762–1836),[B 1][5][6][7][8][9] einen der prominentesten Ärzte seiner Zeit.
Mitglieder der Gesellschaft sind die wichtigsten und größten Ärztevereinigungen aus dem CAM-Bereich, im wissenschaftlichen Beirat sind nahezu alle prominenten Protagonisten der Szene versammelt. Zu den Fördermitgliedern gehören alle großen und viele kleinere Hersteller von Homöopathika, anthroposophischen Mitteln und zugehörigen Geräten. Erklärtes Ziel ist die politische Einflussnahme.[10]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1973 wurde die Vorläuferorganisation Ärztliche Aktionsgemeinschaft für Therapiefreiheit gegründet, die 1975 in der Hufelandgesellschaft für Gesamtmedizin – Vereinigung der Ärztegesellschaften für Biologische Medizin aufging.[11] Mit der ursprünglichen Hufelandgesellschaft, die 1810 von Christoph Wilhelm Hufeland gegründet worden war und 1833 zu dessen 50. Geburtstag in Hufelandsche Gesellschaft umbenannt wurde, hat die heutige Hufelandgesellschaft nichts zu tun. Der Namenszusatz wurde 2014 im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DVZhÄ), des Zentralverbands der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin (ZAEN) und der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA) in Dachverband der Ärztegesellschaften für Naturheilverfahren und Komplementärmedizin geändert.[12] Der DZVhÄ hatte 2001 die Hufelandgesellschaft verlassen, da er sich in der Gesundheitspolitik nicht von der Dachorganisation vertreten fühlte, trat ihr aber 2013 im Vorfeld der Bundestagswahl wieder bei.[13]
Anlass für die Gründung war die Novellierung des Arzneimittelgesetzes von 1961, das nicht zuletzt wegen der Contergan-Vorfälle[B 2] und aufgrund europäischer Vorgaben grundlegend überarbeitet wurde (erster Entwurf 1974, beschlossen 1976).[14][15][16]
In den ursprünglichen Entwürfen des Gesetzes war keine Bevorzugung komplementärmedizinischer Verfahren vorgesehen. Die Akteure der Hufelandgesellschaft führten zahlreiche Gespräche mit Politikern und investierten in die Öffentlichkeitsarbeit. Die neugegründete Gesellschaft war wesentlich daran beteiligt, dass den Besonderen Therapierichtungen Homöopathie, anthroposophische Medizin und Phytotherapie ein Ausnahmestatus mit Privilegien zugebilligt wurde, etwa die weitgehende Befreiung von den Zulassungsregeln für Medikamente wie die klinischen Prüfungen.[17]
In einem Leserbrief der Verbandszeitschrift des Zentralverbands der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin e. V. schreibt Dr. med. K. H. Gebhardt, 1. Vorsitzender, Karlsruhe:
Die Hufelandgesellschaft hat primär das Ziel der Erhaltung von Therapiefreiheit und Methodenpluralismus. Dafür haben wir von Anfang an gekämpft und – ohne Mitwirkung des ZÄN – erreicht, dass die besonderen Therapierichtungen, wie Homöopathie, Phytotherapie und anthroposophische Medizin, in das Arzneimittelgesetz von 1978 aufgenommen wurden. Auch die Absicherung dieser Methoden in den Folgegesetzen sowie die sog. „Binnenanerkennung des Wirksamkeitsnachweises“ wurde von uns durchgesetzt.[18]
Die Hufelandgesellschaft war in den folgenden Jahren bis heute als Sachverständige an allen relevanten Änderungsverfahren der Gesetzgebung beteiligt.
Ziele
Die Hufelandgesellschaft definiert sich eindeutig als Lobbyorganisation und betont die guten Kontakte zum Bundestag, dem Bundesministerium für Gesundheit und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).[19]
Zentrale Aufgabe der Hufelandgesellschaft ist die Vertretung der Interessen der Mitglieder gegenüber der Politik und den gesundheitspolitisch wichtigen Fachbehörden und Gremien.
Zentrale Ziele sind „Drei Empfehlungen an die Politik“,[20] die eindeutig die politische Ausrichtung des Verbandes verdeutlichen:
Ausbau der Integration der Komplementärmedizin in Forschung und Lehre
- Aufbau spezieller öffentlicher Forschungsprogramme für die Komplementärmedizin und Einbeziehung der Komplementärmedizin in thematische Forschungsschwerpunkte
- Einrichtung regulärer, öffentlich geförderter Lehrstühle
Die Komplementärmedizin muss besser in den Versorgungsalltag eingebunden sein
- Es bedarf einer gezielten politischen Förderung, um im Bereich der stationären Versorgung eine integrative Medizin zu entwickeln.
- Dazu sollte gesetzlich festgelegt werden, dass mindestens zehn Prozent der Mittel des Innovationsfonds für Projekte mit komplementärmedizinischem Fokus aufgewendet werden müssen.
Finanzierung komplementärmedizinischer Versorgung für alle – Gerechtigkeitslücke schließen!
- Die komplementärmedizinische Versorgung der Bevölkerung muss eine regelhafte Leistung der GKV sein.
- Es muss ein praktikabler Modus entwickelt werden, wie Methoden der Komplementärmedizin im G-BA angemessen bewertet werden können.
- Dazu ist eine wissenschaftlich-fachliche Einbeziehung akademischer Experten der Komplementärmedizin erforderlich. Die Hufelandgesellschaft verfügt über ein umfassendes wissenschaftliches Netzwerk und kann diese Expertise zur Verfügung stellen.
GKV ist die übliche Abkürzung für die Gesetzliche Krankenversicherung. G-BA steht für den Gemeinsamen Bundesausschuss, das höchste Gremium im bundesdeutschen Gesundheitswesen, das unter anderem über den Leistungskatalog der GKV entscheidet.
Aktivitäten
Einfluss auf die Gesetzgebung und Gesundheitspolitik
Die Hufelandgesellschaft ist in der Öffentlichen Liste über die Registrierung von Verbänden und deren Vertretern beim Deutschen Bundestag, der freiwilligen Liste der Interessenverbände – auch Lobbyliste genannt – verzeichnet.[21]
Beim GKV-Neuordnungsgesetz 1997[B 3] übte die Hufelandgesellschaft maßgeblichen Einfluss aus: Der § 135 Abs.1 des SGB V[B 4] sah vor, dass neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden in der vertragsärztlichen Versorgung nur angewendet werden dürfen, wenn der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) der Ärzte und Krankenkassen entsprechende Empfehlungen über die Anerkennung des diagnostischen und therapeutischen Nutzens nach dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse abgegeben hat. Am Tage vor der Beschlussfassung im Parlament wurde auf Betreiben von Beatrix Philipp, Bundestagsabgeordnete der CDU und Mitglied im Ausschuss für Gesundheit, dem Entwurf der Halbsatz „… nach dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse in der jeweiligen Therapierichtung.“ hinzugefügt,[22] was die Notwendigkeit der wissenschaftlichen Begründung für bestimmte, die andernorts festgelegten Besonderen Therapierichtungen (Homöopathie, anthroposophische Medizin, Phytotherapie) aushebelt. Die Formulierung für den Änderungsentwurf zum sogenannten Binnenkonsens stammt wörtlich aus einem Brief der Hufelandgesellschaft an den damaligen Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer und den Gesundheitsausschuss vom 16. Januar 1997. Das Gesetz wurde ohne weitere Änderungen verabschiedet und ist seit 23. Juni 1997 in Kraft.[23]
Der Deutsche Ärztetag hatte sich im Mai 1997 vehement gegen dieses Verfahren und die Erstattung der „Besonderen Therapierichtungen“ durch die gesetzlichen Krankenkassen gewandt:[24]
In letzter Minute in das Gesetzgebungsverfahren eingebrachte Veränderungen ermöglichen sämtlichen Gruppierungen unkonventioneller Heilverfahren auf der Ebene der von ihnen reklamierten „Binnenanerkennung“ in großem Umfang diagnostische und therapeutische Verfahren den Leistungen des Sozialversicherungssystems zugänglich zu machen. Diese Verfahren halten einer Prüfung auf Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit nicht stand und sprengen somit die Grenzen des ohnehin bis an den Rand der Leistungsfähigkeit strapazierten Sozialversicherungssystems.
Es wird nicht verkannt, daß ein Teil der Bevölkerung sich zu dieser Art Diagnostik und Therapie hingezogen fühlt. Die Finanzierung dieser Wünsche kann jedoch nicht zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung gehen, wenn man nicht die Grundlagen einer wissenschaftlich orientierten Medizin in Frage stellen will.
Die deutsche Ärzteschaft fordert daher die Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf, die bei der erneuten Beratung des 2. GKV-Neuordnungsgesetzes (Drucksache 200/97) folgende in letzter Minute in das Gesetzgebungsverfahren eingebrachten Veränderungen im SGB V ersatzlos zu streichen:
- in § 135, Absatz 1, Satz 1, Nr. 1 „in der jeweiligen Therapierichtung“,
- in § 92, Absatz 3a „sowie den maßgeblichen Dachverbänden der Ärztegesellschaften der besonderen Therapierichtungen“.
Die Hufelandgesellschaft findet sich als Sachverständige, die bei verschiedenen Gesetzesvorhaben angehört wurde, in einer Reihe von Bundestagsdrucksachen, etwa bei den Beratungen zu einer Positivliste verordnungsfähiger Arzneimittel – die 1995 vom zuständigen Ausschuss abgelehnt worden war.[25]
Auch bei der Anhörung zu einer Änderung des Heilmittelwerbegesetzes 2005 war die Hufelandgesellschaft als Sachverständige beteiligt.[26]
In einer Anhörung 2014 zur Arzneimittelrichtlinie zu traditionell angewendeten phytotherapeutischen Arzneimitteln beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), dem obersten Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland, wurden allerdings die Einwände vom G-BA als unbegründet abgelehnt.[27]
Regelmäßige Konsensuskonferenzen finden mit den Anbietern der Weiterbildung zur Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren zur Anpassung der Lehrinhalte statt und werden in Zusammenarbeit mit der Bundesärztekammer umgesetzt; sie sind damit für die Weiterbildungsträger verbindlich.[28]
Auffallend ist, dass neben der Hufelandgesellschaft meist auch der Dachverband Anthroposophische Medizin (DAMiD), die Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland (GAÄD) und der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) bei Anhörungen auftraten, und das, obwohl die drei letzteren Mitglied in der Hufelandgesellschaft sind und damit vom Gewicht her doppelt berücksichtigt werden.
Komplementärmedizinische Gespräche
Von 2010 bis 2012 wurden zusammen mit dem Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD) die „Komplementärmedizinischen Gespräche“ durchgeführt, die dem Austausch mit und der Überzeugung von Politikern dienten. Beispielhaft die Pressemitteilungen nach dem 6. Komplementärmedizinischen Gespräch am 06. April 2011:
Von Dr. Peter Röhlinger (FDP) gab es das konkrete Angebot, im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie im Forschungsausschuss des Bundestages Gespräche über Forschungsförderungen zu führen. Ein Angebot, das die Komplementärmedizin gerne annimmt.
Ein weiterer Erfolg für die komplementärmedizinische Interessensvertretung zeigte sich direkt am Tag nach der Veranstaltung: René Röspel (SPD), Dr. Peter Röhlinger (FDP), Biggi Bender (Bündnis 90/Die Grünen) und auch Die Linke haben ihre Ankündigung wahrgemacht und die Perspektive der Komplementärmedizin erstmalig in die Beratung zum „Rahmenprogramm Gesundheitsforschung der Bundesregierung“ eingebracht.[29][30]
Beteiligung an verschiedenen Zusammenschlüssen
Exemplarisch für die vielfältigen Vernetzungen der verschiedenen Organisationen, aber auch je nach politischer Notwendigkeit Trennungen und Zusammenschlüsse sind die Beziehungen zwischen der größten homöopathischen Ärzteorganisation DZVhÄ (ca. 7.000 Mitglieder),[31] der Hufelandgesellschaft und dem Dachverband Anthroposophischer Medizin.[32] Der DZVhÄ hatte die Hufelandgesellschaft 2001 wegen Differenzen über die Ziele der Gesundheitspolitik verlassen. Dies hinderte ihn aber nicht, bei entsprechenden politischen Fragestellungen das Bündnis in anderer Form wieder aufleben zu lassen.
Im September 2005 gründeten der DZVhÄ, die Hufelandgesellschaft und der Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD) gemeinsam das Bündnis Komplementärmedizin, um anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl „gemeinsam Forderungen und Fragen zur Komplementärmedizin in der Gesundheitspolitik zu formulieren und gesellschaftlich einzubringen“.[33][34]
Anfang 2008 erfolgte die Gründung der Arbeitsgemeinschaft Komplementärmedizin mit Hufelandgesellschaft, DZVhÄ, Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren (ZAEN) und dem Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD).[35][36] Hauptsächliches Ziel war es, die Neufassung der GOÄ (Gebührenordnung für Ärzte) der Bundesärztekammer zu beeinflussen:
Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist das gemeinsame Vertreten von Interessen gegenüber Politik, Verbänden und der Öffentlichkeit. Es ist den Verbänden ein Anliegen, der komplementären Medizin ihre Stellung im Gesundheitssystem zu sichern. (…)
Das erste gemeinsame Projekt ist der koordinierte Einsatz der Verbände für eine Aufwertung der Komplementärmedizin im Rahmen der Neubewertung der GOÄ: Auf einer Veranstaltung der Bundesärztekammer zur Bewertung ärztlicher Leistungen traten Anfang Februar die Ärzteverbände der Komplementärmedizin erstmals gemeinsam auf. (…)
Kritisiert wird die starre Ausrichtung der GOÄ-Leistungsinhalte auf Leitlinien und die Überbewertung evidenzbasierter Studien als Erstattungsgrundlage. Die Verbände, die den überwiegenden Teil aller im Bereich der Komplementärmedizin tätigen Ärztinnen und Ärzte vertreten, weisen auf die lange Tradition der Komplementärmedizin und ihre erfolgreiche Versorgungsrealität hin: "Die Validität der Komplementärmedizin unterliegt keinem 50-prozentigen Fünfjahresverfallsdatum, wie dies derzeit für RTC geprüfte Therapieformen gilt."[35]
Im März 2013 trat der DZVhÄ der Hufelandgesellschaft wieder bei, dies zusammen mit dem Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin (ZAEN) und der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA). Grund für den erneuten Zusammenschluss war die bevorstehende Bundestagswahl, für die die CAM-Verbände ihre Durchsetzungskraft bündeln wollten. Homöopathie ist seitdem ein zentrales Gebiet der Hufelandgesellschaft, abzulesen etwa an der Besetzung des wissenschaftlichen Beirats. Aus der Erklärung des DZVhÄ zu dem Zusammenschluss:[13]
Die Hufelandgesellschaft ist größer geworden und soll nun auch mächtiger werden.
Über 20.000 Ärztinnen und Ärzte sind jetzt im Dachverband organisiert, die mit Nachdruck öffentliche Gelder für Forschung, die Lehrstühle an Universitäten und Mitspracherecht in ärztlichen und politischen Gremien fordern.
Hauptstadtbüro Komplementärmedizin
Im Frühjahr 2014 eröffnete die Hufelandgesellschaft das Hauptstadtbüro Komplementärmedizin in Berlin zusammen mit fünf anderen Organisationen, von denen nur der DZVhÄ selbst Mitglied der Gesellschaft ist. Der Kneipp-Bund (Präsidentin Marion Caspers-Merk, Staatssekretärin a. D.) gehört allerdings zum informellen Netzwerk der Hufelandgesellschaft. Folgende Institutionen teilen sich das Hauptstadtbüro:[37]
- AnthroMed gGmbH (Internationales Netzwerk der Anthroposophischen Medizin)[38]
- Berufsverband der Präventologen e. V.,[39] der jedoch 2015 sein Büro dem Dachverband der Freien Gesundheitsberufe übergab, in dem er Mitglied ist.[40]
- Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD)[41]
- Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ)[42]
- Managementgesellschaft des DZVhÄ,[40] die die Selektivverträge mit gesetzlichen Krankenversicherungen, homöopathischen Ärzten und Apotheken verwaltet.[43]
- Kneipp Bund e. V.[44]
Im Tätigkeitsbericht 2015 werden folgende politische Aktivitäten des Hauptstadtbüros erwähnt:[40]
Am 22. Mai fand mit Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen, den Mitgliedern des Gesundheitsausschusses ein Gespräch im Paul-Löbe-Haus statt. Der einstündige Austausch der sechs VertreterInnen des Hauptstadtbüros mit den Abgeordneten, fand in einer sehr interessierten und anregenden Atmosphäre statt.
Mit Abgeordneten der SPD fand am 10. September in der Parlamentarischen Gesellschaft ein sogenanntes Parlamentarisches Frühstück statt. Auf Einladung des Hauptstadtbüros waren MdB Dr. Edgar Franke (Vorsitzender des Gesundheitsausschusses) und MdB Heike Behrens sowie fünf Wissenschaftliche MitarbeiterInnen erschienen. Herr Franke verblüffte durch seine explizit offene Haltung. Die sieben VertreterInnen des Hauptstadtbüros konnten in unterschiedlichen Redebeiträgen das Potential das im Hauptstadtbüro versammelt ist glaubwürdig vertreten.
Mit der CDU fand am 6. November 2015 ebenfalls ein Parlamentarisches Frühstück in der Parlamentarischen Gesellschaft statt. Zu diesem Treffen hatte MdB Michael Hennrich seine FraktionskollegInnen aus dem Gesundheitsausschuss eingeladen. Diesem Umstand ist sicher zu verdanken, dass an diesem einstündigen Austausch elf Abgeordnete teilgenommen haben, die sich sehr interessiert und zu vielen Fragen mit den acht VertreterInnen des Hauptstadtbüros ausgetauscht haben.
Sonstiges
Das Musterkursbuch zur ärztlichen Zusatzbezeichnung „Naturheilkunde“ wurde 2005 von der Bundesärztekammer „in Zusammenarbeit mit der Hufelandgesellschaft“ entwickelt und herausgegeben. Beteiligt war die Geschäftsführerin Sigrid Heinze und das Vorstandsmitglied Dr. Uwe Peters.[45] Mitherausgeber ist Prof. Dr. Benno Brinkhaus, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats.[46]
Von 2011 bis 2013 gab die Hufelandgesellschaft den Newsletter Komplementärmedizin heraus, der sich vor allem mit (berufs-)politischen Entwicklungen hinsichtlich der Rolle komplementärmedizinischer Verfahren befasste.[47]
Die Hufelandgesellschaft war zusammen mit dem Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland Mitorganisatorin des International Congress for Integrative Health and Medicine 2017 in Berlin.[48][49]
Für Herbst 2018 ist das „Hufeland-Bildungsportal“ geplant:[50]
Ziele des Hufeland Bildungsportals sind der Aufbau und die Etablierung einer Online-Datenbank, die das qualitätsgesicherte Angebot an Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Komplementärmedizin für Ärztinnen und Ärzte gebündelt abbildet.
Gefördert wird das Bildungsportal durch die Zukunftsstiftung Gesundheit der GLS-Bank und die Mahle-Stiftung,[51] beide gehören dem anthroposophischen Umfeld an.
Gremien
Vorstand
Im siebenköpfigen Vorstand der Hufelandgesellschaft sind die Vorsitzenden der größten Mitgliedsorganisationen DZVhÄ, GAÄD, des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin e. V. (ZAEN) und der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur e. V. (DÄGfA). Sie sind über weitere Ehrenämter und Mitgliedschaften innerhalb der CAM-Szene wie auch außerhalb in Organisationen und staatlichen Gremien gut vernetzt.
Vorstand der Hufelandgesellschaft[52] |
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Stand Oktober 2018 |
Mitglieder
Mitglieder der Hufelandgesellschaft sind alle großen Zusammenschlüsse von Ärzten der Alternativmedizin. Insgesamt vertrat sie 2013 nach eigenen Angaben etwa 20.000 Ärztinnen und Ärzte.[65] In dieser Zahl fehlen die rund 70.000 Mitglieder des Hartmannbundes,[66] der sich ausdrücklich als Lobby und Dienstleistungsorganisation aller Ärzte versteht, ohne sich auf komplementärmedizinische Verfahren zu beschränken.[67] Allerdings gehören dem Hartmannbund als korporative Mitglieder auch der DZVhÄ und die GAÄD sowie die Hufelandgesellschaft selbst an.[68] Die Fluktuation innerhalb der Mitgliederschaft scheint relativ hoch zu sein, allein 2015 traten vier Verbände aus Protest gegen eine Neuregelung der Stimmenverteilung aus der Gesellschaft aus (Arbeitsgemeinschaft Mikrobiologische Therapie, Deutsche Gesellschaft für Erfahrungsheilkunde, Hessischer Ärzteverband für Naturheilverfahren und Internationale Ärztegesellschaft für Biophysikalische Informationstherapie e. V.).[40]
Mitglieder der Hufelandgesellschaft[69] |
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Stand Oktober 2018 |
Fördermitglieder
Zu den Fördermitgliedern der Gesellschaft gehören alle großen und viele der kleineren Hersteller von Homöopathika und anthroposophischen Mitteln, aber auch einige weitere Ärztevereinigungen und Firmen wie Regumed, die Bioscangeräte herstellen und vertreiben. Die postulierte Wirkungsweise dieser Geräte konnte nie nachgewiesen werden, sie widerspricht im Gegenteil physikalischem und biologischem Wissen grundlegend.[85] Auch ein Hersteller von „Orgonstrahlern“,[86] Geräten gegen „Elektrosmog“, Einhandruten und Pendeln ist vertreten.
Fördermitglieder der Hufelandgesellschaft[87] |
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Hersteller von Medikamenten
Stand Oktober 2018 |
Wissenschaftlicher Beirat
Die 22 Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats kommen vor allem aus der anthroposophischen Medizin und der Homöopathie, einige aus der Akupunktur und wenige aus der Phytomedizin. Auch sie sind teilweise an leitender Stelle in anderen Gremien und Verbänden tätig. Einige Lehrstuhlinhaber der anthroposophischen Universität Witten/Herdecke und des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité Berlin sowie leitende Ärzte der Filderklinik Stuttgart sind vertreten. Insgesamt ist die Mehrzahl der Lehrstuhlinhaber für alle Arten der Komplementärmedizin deutscher Universitäten im Beirat. Der Beirat war erst 2015 gegründet worden, auch er hat eine klare politische Zielsetzung:[40]
Der wissenschaftliche Beirat hat eine wichtige Bedeutung für das Image und die Glaubwürdigkeit der Hufelandgesellschaft. Im Rahmen der Kontakte zu GesundheitspolitikerInnen und ForschungspolitikerInnen sowie zu den entsprechenden Ministerien stellt der Beirat eine wichtige inhaltliche Unterstützung dar.
Wissenschaftlicher Beirat der Hufelandgesellschaft[114] |
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Stand Oktober 2018 |
Arzneimittelkommission
Die Arzneimittelkommission war kurz nach der Gründung der Gesellschaft eingerichtet worden, um die Lobbyarbeit hinsichtlich der Zulassung der „Besonderen Therapieformen“ zu unterstützen und den Vorstand zu beraten.[135] Hervorgegangen war sie aus der schon zuvor bestehenden Zusammenarbeit mit Herstellern homöopathischer, anthroposophischer und pflanzlicher Mittel. Die Leitung hat Prof. Dr. med. Harald Matthes aus dem Vorstand inne.[136] Der Tätigkeitsbericht 2015 erwähnt folgende Aktivitäten:[40]
Die Arzneimittelkommission tagte 2015 im Januar, im Juni und im Oktober unter reger Beteiligung der berufenen ExpertInnen und VertreterInnen der Hersteller. Unter Leitung von Priv. Doz. Dr. Harald Matthes befasste sich die AMK insbesondere mit dem Thema Antibiotikaresistenzen. Es wurden Arbeitsgruppen gebildet, um die Studienlage darauf hin zu prüfen, ob die Komplementärmedizin Therapiealternativen zur Antibiotikatherapie von Harnwegsinfektionen, Atemwegsinfektionen und GI-Infektionen hat. Auf der Basis der Ergebnisse werden Stellungnahmen für unterschiedliche Adressaten erarbeitet.
FirmenForum
Das FirmenForum[137] soll eine Plattform bieten, in der sich die in der Gesellschaft organisierten Firmen austauschen können. Gleichzeitig soll die Zusammenarbeit zwischen Herstellern und den ärztlichen Fachgesellschaften für Naturheilkunde und Komplementärmedizin intensiviert werden. Auch dabei steht die Einflussnahme auf Politik und Öffentlichkeit im Vordergrund:[138]
Ziel ist es, mit den Branchenkennzahlen Argumente für eine positive und komplexere Wahrnehmung der Komplementärmedizin in Politik und Medien zu erarbeiten.
Bis 2016 hatte sich das FirmenForum zehn Mal getroffen, auch die Anbahnung von Kontakten mit Ärzten beim International Congress for Integrative Health and Medicine 2016 wurde hier besprochen.[40]
Netzwerk
Neben den Mitgliedern, den Fördermitgliedern und dem wissenschaftlichen Beirat nennt die Gesellschaft eine Reihe der wichtigsten Akteure der alternativmedizinischen Szene als Netzwerkpartner:[139][140]
- Carstens-Stiftung, die größte Homöopathie-Stiftung,
- Karl und Hilde Holzschuh Stiftung, aus deren Mitteln der Holzschuhpreis vergeben wird,
- Kneipp-Bund e. V.,
- Natur und Medizin e. V., der Förder- und Laienverein der Carstens-Stiftung,
- Gesundheit aktiv – Anthroposophische Heilkunst e. V., der anthroposophische Laienverein.
Hufelandliste
Die Gesellschaft gibt seit 1997 das „Leistungsverzeichnis der Besonderen Therapierichtungen“ als Orientierungshilfe für die privatärztliche Abrechnung von komplementärmedizinischen Leistungen heraus.[141] Diese sogenannte „Hufelandliste“ enthält die gebräuchlichsten CAM-Verfahren,[142][143]
… von der Naturheilkunde bis zur Homöopathie, von der Anthroposophischen Medizin über die Traditionellen Chinesischen Medizin bis hin zu den Bioelektrischen Verfahren.
Die Hufelandliste gibt Empfehlungen für die privatärztliche Abrechnung von CAM-Verfahren, da in der GOÄ (Gebührenordnung für Ärzte) außer Homöopathie die meisten Verfahren nicht explizit aufgeführt sind. Sie ist Grundlage für die Erstattung dieser Verfahren durch die privaten Krankenversicherungen.
Der Antrag auf Aufnahme in das Leistungsverzeichnis muss durch einen ärztlichen Fachverband erfolgen, die Prüfung übernimmt der wissenschaftliche Beirat der Gesellschaft.[144]
Als Pendant zur Hufelandliste wird seit 2017 ein „Vademecum“[B 5] erarbeitet, das als Arzneimittelverzeichnis unter anderem Mittel aus der Klassischen Homöopathie, der Komplexhomöopathie, der Phytotherapie und der Mikrobiologischen Therapie (Probiotika) mit ihren Indikationen und Anwendungsgebieten enthalten soll. Vorbild ist das Vademecum der Anthroposophische Arzneimittel, Zielgruppe sind vor allem Ärzte, die sich neu den CAM-Verfahren zuwenden. Über die Aufnahme von Mitteln entscheidet eine Bewertungskommission, deren Vorsitzender Prof. Dr. Harald Matthes aus dem Vorstand der Gesellschaft ist.[145]
Holzschuh-Preis
Die Hufelandgesellschaft vergibt seit 2007 jährlich den Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin in Höhe von 5.000 €, finanziert von der Karl und Hilde Holzschuh-Stiftung. Der Preis hat die Aufgabe …
(…) die wissenschaftliche Aufarbeitung komplementärmedizinischer Verfahren zu unterstützen.[146]
Preise wurden vergeben für Arbeiten zu Überwärmungsbädern bei Depressionen (2017),[147] zur Misteltherapie in der Onkologie (2016 und 2017), zur craniosacralen[148][149] Therapie bei chronischen Nackenschmerzen (2015), zum Schröpfen (2014) und 2013 an das Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Gesellschaft, Prof. Benno Brinkhaus für Studien zur Akupunktur.[150]
Der Holzschuh-Preis darf nicht mit dem Hufeland-Preis verwechselt werden, der seit 1960 von der Deutschen Ärzteversicherung für herausragende Leistungen in der Präventivmedizin und Versorgungsforschung vergeben wird,[151] und nicht mit der Hufeland-Medaille, die in der DDR für bedeutende Verdienste um den Gesundheitsschutz verliehen wurde.[152]
Finanzen
Der Tätigkeitsbericht von 2015 nennt folgende Kennzahlen der Gesellschaft:[40]
- Mitgliedsbeiträge 67.604,00 €
- Förderbeiträge 63.120,00 €
- Mieteinnahmen 66.966,15 €
Mehr als 10 % der Einnahmen aus 2016 stammten von folgenden Stiftungen (Zweck: Entwicklung einer Aus-, Fort- und Weiterbildungsdatenbank Komplementärmedizin):
- Familie Ernst Wendt-Stiftung, Köln (20.000 €)
- Mahle-Stiftung GmbH, Stuttgart (18.000 €)
Die Ausgaben 2015 betrugen insgesamt 229.204,22 €. Der für 2016 geplante Etat sah eine Steigerung um 90.377 € vor.
Quellen- und Literaturangaben |
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Anmerkungen und Originalzitate |
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